Verschlossene Welt

„Andere Welt“ hat die Filmemacherin Christa Pfafferott ihren inzwischen preisgekrönten Dokumentarfilm über Frauen in der forensischen Psychiatrie überschrieben. Die Autorin beobachtet psychisch erkrankte Straftäterinnen und deren Pflegerinnen. So bezeichnen diese sich selber – wahrlich ein Euphemismus.

Es ist ein spannendes Verhältnis und eine Menge Anspannung steckt auch drin im Verhältnis derer, die als erkrankte Täterinnen hinter einer Gittertür in ihrer Zelle eingesperrt sind und jenen, die sich zwar frei bewegen können, aber dennoch auch in einem Sicherheitstrakt eingesperrt sind, während sie ihre Aufgaben erledigen. Hinter Gittern sind sie beide. Von einer Vielzahl Kameras der Station auf Schritt und Tritt beobachtet. Und dann kommt noch die Filmkamera der Autorin hinzu.

Die Autorin Christa Pfafferott geht der Frage nach, wer auf beiden Seiten der Gittertür welche Macht hat und wie die Frauen ihre Macht nutzen, ausnutzen, ausleben, austarieren. Was bedeutet es, eingesperrt zu sein? Es sind ruhige Beobachtungen der Kamerafrau Eva Katharina Bühler. Schöne Einstellungen, mitunter zu schön. Kein Off-Kommentar stört manche wortlose Szene. Das schafft Nähe, zuweilen unerträglich.

Auch wenn einige Fragen nicht gestellt wurden oder Fragen offen bleiben (müssen), ist ein sehr sensibler Film entstanden, der die Frauen sehr ernst nimmt und lohnt gesehen zu werden. Denn er offenbart nicht nur juristische Fragwürdigkeiten, denen die psychisch erkrankten Täterinnen ausgesetzt sind, sondern gibt der Zivilgesellschaft einen kurzen Moment in eine verschlossene Welt.

Zu Recht erhielt Christa Pfafferott für diesen Dokumentarfilm vom Journalistinnenbund den Marlies-Hesse-Nachwuchspreis 2014 verliehen.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. L.K.

    Ob diese Welt wirklich so „anders“ ist? Manchmal könnte man das bezweifeln.

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